Veganer sein

Die Zeit fliegt an mir vorbei und ich bin tatsächlich schon seit drei Jahren Veganer.



Sprüche wie: "Also Vegetarier geht ja noch, aber Veganer?" oder "Ohne mein Fleisch kann ich einfach nicht leben", so etwas höre ich fast täglich. Und ehrlich gesagt, es nervt mich. Behaltet es einfach für euch. Es interessiert mich nicht. Ich kann euch auch nicht verstehen. Aber ich sage es nicht ständig. Sollte ich vielleicht, mache ich aber nicht.

Aber was heißt das denn genau? Verzicht auf Fleisch, Milch und Käse oder doch viel mehr? Als ich mich damals dafür entschieden habe, ging es mir hauptsächlich um die Tiere. Ich wollte nicht, dass ein Tier für mich leiden muss, ausgebeutet wird oder getötet. Aber ziemlich schnell informiert man sich mehr und begreift, dass es viel mehr ist als seine Ernährung umzustellen. Es ist mehr eine Lebenseinstellung. Ich habe begriffen, dass es weiter geht. Nicht nur Nahrungsmittel sondern auch Kleidung, Kosmetik oder Möbelstücke können mit Tierleid produziert worden sein. Das Ledersofa, die bequemen Schuhe, der coole Rucksack oder der knallige rote Lippenstift. Wie weitreichend meine Entscheidung sein sollte, war mir nicht klar. 

Wie weit jeder geht, worauf er verzichten will oder nicht, sollte wirklich jeder selbst entscheiden. Ich finde es schrecklich, wenn Veganer sich untereinander streiten, wer "veganer" als der andere ist. Man kann immer noch mehr tun. Auf die Straße gehen und demonstrieren, sein Gemüse selbst anbauen, nur noch unverpackt kaufen, keine Haustiere halten usw.

Wer was machen möchte oder eben darauf verzichten, dafür gibt es keine Regel und keiner sollte den anderen verurteilen. Ich freue mich über jeden, der auf Fleisch verzichtet, mal einen veganen Tag oder mehrere in der Woche einlegt, bewusst seine Kleidung kauft oder eben keine Kleidung kauft, weil die alte noch gut zu tragen ist, seinen Müll trennt oder versucht weniger in Plastik verpacktes zu kaufen oder überhaupt Müll zu produzieren. Das ist für mich wichtig. Nicht der Heiligenschein eines Veganers, der noch etwas veganer ist als alle anderen und diese dafür verurteilt.

Ich muss mein Verhalten vertreten können. Mir nur ein paar Gedanken machen. Woher kommt mein Essen, woher kommt meine Kleidung, warum muss alles in Plastik verpackt sein? Es sind nur kleine Fragen und wenn man etwas darüber nachdenkt oder sich informiert, sind viele Sachen völlig klar. Keiner will misshandelte Kühe sehen, tausend kleine Küken die aufgetürmt auf einem Berg verenden, Fische und Schildkröten, die an Plastikteilen ersticken, Vögel, die so voller Müll sind, dass sie sterben müssen. Obst und Gemüse, welches größer und schöner ist als unseres, dafür um die halbe Welt reist, noch unreif geerntet wird oder die Bauern und ihre Kinder krank werden, weil unkontrolliert gedüngt wurde oder sonstige Mittel gespritzt. 

Wenn ich über diese Dinge nachdenke, fällt es mir absolut nicht schwer auf irgendetwas zu verzichten oder regional einzukaufen, mal etwas nicht zu kaufen, weil ich mitentscheiden kann, was in die Läden kommt und was nicht. Weil ich mitentscheiden kann, ob es mehr vegane Gerichte auf Speisekarten gibt, mehr Unverpackt-Läden, mehr Fairfashion, mehr Demonstrationen, mehr Müllsammel-Aktionen.

Das alles bedeutet für mich Veganer sein. Nicht nur die Sojamilch im Kaffee zu trinken. 

Liebe Grüße
Razi

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